Jakobuslegende

Sankt Jakobus (spanisch: Santiago) war einer der zwölf Apostel Jesu. Um die Person von Jakobus dem Älteren ranken sich zahlreiche Geschichten und Legenden. Der Überlieferung nach lebte Jakobus nach der Kreuzigung Jesu als Missionar in Spanien, bis er nach seiner Rückkehr um 44 n. Chr. in Jerusalem enthauptet wurde. Sein Leichnam - so berichtet die Legende - gelangte um 614 ins nordwestliche Spanien, wo seine Grabstätte zunächst in Vergessenheit geriet. Anfang des 9. Jahrhunderts wurde der Legende nach die Grabstätte des Apostels durch einen Bischof wieder entdeckt. Dieser erkannte in den gefundenen Gebeinen jene des Apostels und ließ sie in die später nach Jakobus benannte nordspanische Stadt Santiago de Compostela bringen, wo sie bis heute in der Krypta der Kathedrale aufgebahrt liegen. Das Bild zeigt eine Jakobusdarstellung in der Jakobuskirche Remblinghausen.

Der Jakobsweg - ein gelebter Europagedanke

Die "Wege der Jakobspilger" sind ein System von ausgeschilderten und in Führern beschriebenen Pilgerwegen, das quer durch Europa führt und orientiert sich in der Regel an den historisch nachweisbaren Handelsstraßen, die Jakobspilger im Mittelalter benutz haben, um zum Grab des hl. Jakobus nach Santiago de Compostela zu gelangen. Ähnlich wie die Verästelungen von Bachläufen und Flüsschen zu einem Flusssystem führen, durchqueren zahlreiche Wege und Zubringerrouten ganz Europa bis nach Santiago de Compostela in Nordwestspanien und noch weiter bis ans Cap Finisterre (span.: Das Ende der Welt) am Atlantik.

Ab dem 12. Jahrhundert galt Santiago de Compostela neben Jerusalem und Rom als drittgrößtes Wallfahrtsziel der Christenheit. Die Pilgerwege nach Santiago de Compostela haben die Enden Europas wie Sakrallinien miteinander verbunden und trugen in der Folgezeit maßgeblich zur Entwicklung der europäischen Kulturlandschaft bei.

Durch Reformation, Krieg und Pest geriet der Jakobsweg nahezu in Vergessenheit. Erst im ausgehenden 20. Jahrhundert wird sich Europa seines kulturellen Erbes und seiner Identität wieder bewusst. Im Jahr 1987 wurde der Jakobsweg vom Europarat in einer Deklaration deshalb zum ersten europäischen Kulturweg ernannt. Darüber hinaus wurde dieser spanische Hauptweg (Camino), der von den Pyrenäen bis nach Santiago geht, als Weltkulturerbe unter den besonderen Schutz der UNESCO gestellt. Behörden, Institutionen, Bürgerinnen und Bürger wurden aufgerufen, die alten Handelsstraßen und Zubringerrouten der Jakobspilger nach Santiago de Compostela wiederzubeleben und zu kennzeichnen, weil ihnen für die Bedeutung und Entstehung Europas größte symbolische Bedeutung beigemessen wird. Denn nicht zuletzt dienen sie dazu, Länder- und Sprachgrenzen innerhalb des europäischen Kontinents zu überwinden.

Zur Markierung der Wege wurde ein Wegekennzeichen gewählt, dem einerseits die Europaflagge mit zwölf Sternen auf blauem Grund und andererseits die Jakobsmuschel als Zeichen der Pilger zugrunde liegt. Die Strahlen symbolisieren dabei die Wege durch Europa, die aus elf Richtungen kommend in den westlichsten, zwölften Punkt zusammenlaufen. Dieses Zentrum ist das Ziel Santiago de Compostela, das durch den großen Zustrom an Pilgern auf ganz Europa zurückstrahlt.